Tierarztpraxis Zistersdorf

Tel.: 02532 / 2259



NOMV

Die Selbstmordrate ist unter Veterinärmedizinern so hoch wie bei keiner anderen Berufsgruppe.

Dies mag mehrere Gründe haben:

1. Tierärzte sind meist sehr empathische Menschen, und fühlen schnell mit anderen Lebewesen (Mensch & Tier) mit.

2. Die große finanzielle Belastung. Viele Tierbesitzer erwarten eine gut ausgestattete Ordination, wo es an nichts fehlen darf.

3. Nicht zu vergessen ist die hohe Erwartungshaltung der Besitzer: Tierärzte sollen auf allen Gebieten Spezialisten sein. Leider verstehen viele Patientenbesitzer nicht, wenn man sie zu einem Kollegen weiter schickt. Man kann ja nicht auf jedem Gebiet ein Experte sein und man kann nicht alles selber machen, entweder weil es bestimmter Geräte bedarf, oder eines speziellen Wissens, das sich die Kollegen in jahrelangen Ausbildungen angeeignet haben. Vor allem auf dem hohen Niveau welches in der heutigen Zeit verlangt wird.

4. Euthanasie: Sehr oft muss ein Tier unter großer psychischer Belastung eingeschläfert werden. Der Besitzer hängt sehr an seinem Tier und dann ist der Zeitpunkt gekommen und loszulassen und das geliebte Tier gehen zu lassen. Auch das geht an uns Tierärzte nicht spurlos vorüber. Dann bekommt man noch hilfreiche Sätze zu hören wie: „Ich wäre auch so gerne Tierarzt geworden, aber ein Tier einschläfern könnte ich nicht.“ Diese Aussagen sind natürlich nicht böse gemeint, aber helfen hier leider auch nicht weiter, sondern sind nur eine Belastung für uns.
Dann gibt es auch die andere Seite wo viele Besitzer ihr Tier nur mehr loswerden wollen, da es alt oder mühsam geworden ist.  Und dann gibt es  Besitzer, welche kein Geld für das Tier ausgeben können oder wollen. Diese wünschen eine Euthanasie, obwohl wir Tierärzte oft wissen, dass man dem Tier mit Medikamenten helfen könnte. Es ist KEINE einfache Entscheidung, was das Beste für das Tier ist.

5. Leider kann auch nicht jedes Tier, trotz allen möglichen Bemühungen und Behandlungen gerettet werden. Dann kommt immer wieder die Frage, wer ist schuld? Nichts einfacher als dem Tierarzt die Schuld zu zuweisen und ihm Vorwürfe zu machen. Leider können wir nicht jedes Tier retten und manchmal ist die Erkrankung so schwerwiegend, dass die Lebensqualität des Tieres nicht mehr gegeben ist und eine Euthanasie unumgänglich ist.

6. Ein gerne ausgesprochenen, aber sehr belastendes Argumente ist: Sie sind Tierarzt und Sie müssen dem Tier doch gratis helfen, schließlich sind sie ja tierlieb. Ja, wir sind tierlieb, aber es ist auch unser Beruf und wirtschaftlich gesehen können wir nicht nur gratis arbeiten. Jeder möchte für seine Arbeit eine angemessene Bezahlung erhalten. Wir müssen auch Rechnungen bezahlen und haben oft Angestellte die ebenfalls entlohnt werden wollen. Nicht zu vergessen, als selbständiger Tierarzt wird man für die Rufbereitschaft nicht bezahlt. Wie viele Menschen würden ihre Wochenenden und damit ihre Freizeit bzw. die Zeit mit der eigenen Familie opfern, um im Notfall für ein verletztes/krankes Tier da zu sein?

7. Wir Tierärzte sind auch nur Menschen, haben Familie oder einen Partner und meistens auch selbst Tiere. All dies muss in diesem Beruf zurückgesteckt werden, damit die Patienten  bestmöglich versorgt werden können. Natürlich sind wir gerne für die Tiere da, aber leider wird zu oft vergessen, dass auch ein Tierarzt ein Privatleben hat. Und wer ist schon immer gut gelaunt? Auch wir Tierärzte können private Sorgen/Probleme haben, aber wir bemühen uns immer für unsere Patienten da zu sein. Und wenn es einmal nicht so ist, hört man leider nur Vorwürfe.

8. In unserer Branche hört man nur selten Lob, wenn alles gut geht, ist dies selbstverständlich – wir sind ja Tierärzte. Wenn allerdings einmal etwas nicht so gut funktioniert wird man von Kritik überflutet. In der heutigen Zeit neigen die Menschen leider vermehrt dazu, nur die schlechten Erfahrungen zu teilen, sei es im Internet oder durch Mundpropaganda. Es gibt immer wieder Fälle, wo es einmal nicht so reibungslos funktioniert (z.B.Krankheit,  Komplikationen). Die vielen Male davor, bei denen  dem Tier geholfen werden konnte, sind in diesem Moment wie ausgelöscht.

Jeder Punkt für sich alleine ist gut auszuhalten, aber oft kommen mehrere Sachen zusammen, und da braucht es schon recht breite Schultern um dies alles wegzustecken. Für viele von uns ist es dann zu viel, sie können mit dem Druck, der Belastung nicht mehr umgehen und sehen dann nur mehr diesen einen Ausweg…